Willkommen auf der Website von David Bersson


LIBER LIBRAE
SUB FIGURA XXX
A∴A∴ Veröffentlichung in Klasse B

Issued by Order:
D.D.S. 7 °= 4 Prämonstrator
O.S.V. 6 °= 5 Imperator
N.S.F. 5 °= 6 Cancellarius

  1. Lerne zuerst – O Du, der sich nach unserem alten Orden sehnt!-, daß Gleichgewicht die Grundlage der Arbeit ist. Wenn Du selbst keine sichere Grundfeste hast, worauf willst Du stehen, um die Kräfte der Natur zu lenken ?
  2. Wisse denn, daß wie der Mensch in diese Welt inmitten der Dunkelheit der Materie und des Kampfes miteinander ringender Kräfte geboren wird; so muß es sein erstes Bestreben sein, durch ihre Versöhnung das Licht zu suchen.
  3. Du nun, der Du Heimsuchungen und Plagen leidest, erfreue Dich ihretwegen, denn in ihnen ist Stärke, und durch sie wird ein Weg zu jenem Licht geöffnet.
  4. Wie sollte es anders sein, o Mensch, dessen Leben nur ein Tag in der Ewigkeit ist, ein Tropfen im Ozean der Zeit; wie, wären deiner Plagen nicht viele, konntest du deine Seele von irdischer Schlacke läutern?
    Ist es allein jetzt, daß das Höhere Leben von Gefahren und Schwierigkeiten bedrängt ist? Ist es nicht immer so gewesen bei den Wissenden und Hierophanten der Vergangenheit ? Sie sind verfolgt und geschmäht worden, sie sind von Menschen gefoltert worden; doch auch durch dies hat ihr Ruhm zugenommen.
  5. Deshalb frohlocke, o Eingeweihter, denn je größer Deine Heimsuchung, desto größer Dein Triumph. Falls Menschen Dich schmähen sollten und falsch von Dir reden, hat dann nicht der Meister gesagt: „Gesegnet seid ihr!“?
  6. Doch, o Kandidat, laß Deine Siege Dich nicht eitel machen, denn mit der Zunahme des Wissens sollte die Zunahme der Weisheit kommen. Er, der wenig weiß, denkt, er wüßte viel; aber er, der viel weiß, hat seine eigene Unwissenheit kennengelernt. Erblickst Du einen Menschen, der sich weise dünkt? Da ist mehr Hoffnung für einen Narren, als für diesen.
  7. Sei nicht eilig, andere zu verdammen; wie weißt Du, daß Du an ihrer Srelle der Versuchung widerstanden hättest? Und sogar wenn es so wäre, warum würdest Du einen verachten, der schwacher ist als Du?
  8. Deshalb sei, der Du nach Magischen Gaben verlangst, sicher, daß Deine Seele fest und standhaft ist; denn durch das Schmeicheln Deiner Schwache ist es, daß die Schwachen Macht über Dich erlangen werden. Demütige Dich vor Deinem Selbst, doch fürchte weder Mensch noch Geist. Furcht ist Versagen und der Vorläufer des Versagens: und Mut ist der Anfang des Erfolgs.
  9. Deshalb fürchte die Geister nicht, aber sei bestimmt und höflich zu ihnen; denn Du hast kein Recht, sie zu verachten oder zu schmähen; auch dies kann Dich in die Irre führen. Befehle ihnen und banne sie, verfluche sie, wenn es nötig ist, mit den Großen Namen; aber weder verspotte noch schmähe sie, denn auf diese Weise wirst Du sicherlich fehlgeleitet werden.
  10. Ein Mensch ist das, was er innerhalb der durch sein ererbtes Schicksal festgesetzten Grenzen aus sich macht; er ist ein Teil der Menschheit; seine Handlungen wirken nicht nur auf das, was er ,sich‘ nennt, sondern auch auf das ganze Universum.
  11. Verehre – und vemachlässige nicht – den physischen Körper, der Deine zeitweilige Verbindung zur Äußeren, materiellen Welt ist. Deshalb soll Dein geistiges Gleichgewicht oberhalb der Störungen materieller Ereignisse sein; stärke und kontrolliere Deine tierischen Leidenschaften, diszipliniere die Gefühle und den Verstand, nähre die Höheren Bestrebungen.
  12. Tue anderen Gutes um dessen selbst willen, nicht wegen Belohnung, nicht wegen ihrer Dankbarkeit, nicht wegen des Mitleids. Wenn Du großzügig bist, wirst Du Dich nicht danach sehnen, daß Deinen Ohren von Ausdrücken der Dankbarkeit geschmeichelt wird.
  13. Erinnere Dich, daß unausgeglichene Kraft böse ist, daß unausgeglichene Strenge nur Grausamkeit und Unterdrückung ist, aber daß unausgeglichenes Erbarmen auch nur Schwäche ist, die Böses erlauben und begünstigen würde. Handele leidenschaftlich, denke verstandesgemäß, sei Du selbst.
  14. Wahres Ritual ist genausoviel Handlung wie Wort; es ist Wille.
  15. Erinnere Dich, daß diese Erde nur ein Atom im Universum ist, daß Du selbst nur ein Atom auf ihr bist, und daß sogar, wenn Du der Gott dieser Erde werden könntest, auf der Du kriechst und wühlst, Du sogar dann nur ein Atom wärest, und eins unter vielen.
  16. Nichtsdestoweniger habe die größte Selbstachtung, und zu diesem Zwecke sündige nicht gegen dich. Die Sünde, die nicht vergeben wird, ist wissend und wollend die Wahrheit zurückzuweisen, das Wissen zu fürchten, daß dies Wissen nicht deinen Vorurteilen Vorschub leiste.
  17. Um Magische Kraft zu erlangen, lerne, die Gedanken zu kontrollieren; lasse nur die Ideen zu, die sich in Harmonie mit dem gewünschten Ziele befinden, und nicht jede beiläufige und sich widersprechende Idee, die sich einfindet.
  18. Festgemachtes Denken ist ein Mittel zum Ziel. Deshalb achte auf die Kraft des stillen Gedankens und Meditation. Die materielle Handlung ist nur der Äußere Ausdruck deines Gedankens, und deshalb ist gesagt worden, daß „der Gedanke von Torheit Sünde ist“. Denken ist der Anfang des Handelns, und wenn ein zufälliger Gedanke so viel Wirkung haben kann, was kann gerichteter Gedanke nicht alles tun?
  19. Deshalb – wie es schon gesagt wurde – begründe dich fest im Gleichgewicht der Kräfte, in der Mitte des Kreuzes der Elemente, jenes Kreuzes, von dessen Mitte bei der Geburt des anbrechenden Universums das schöpferische Wort hervorbricht.
  20. Deshalb sei rasch und emsig wie die Sylphen, aber vermeide Leichtsinn und Launenhaftigkeit; sei energisch und stark wie die Salamander, aber vermeide Reizbarkeit und Grausamkeit; sei geschmeidig und achtsam auf Bilder wie die Undinen, aber vermeide Müßiggang und Wankelmut; sei arbeitsam und beharrlich wie die Gnome, aber vermeide Roheit und Habsucht.
  21. So sollst Du allmählich die Kräfte Deiner Seele entwickeln und Dich bereit machen, den Geistern der Elemente zu befehlen. Denn solltest Du die Gnome herbeirufen, damit sie Deiner Habsucht Vorschub leisteten, würdest nicht länger mehr Du ihnen befehlen, sondern sie würden Dir befehlen. Würdest Du die reinen Wesen der Wälder und Berge dazu mißbrauchen, Deine Truhen zu füllen und Deinen Hunger nach Gold zu befriedigen ? Würdest Du die Geister des Lebendigen Feuers herabwürdigen, damit sie Deinem Zorn und Haß dienten? Würdest Du die Reinheit der Seelen des Wassers schänden, um Deiner Begierde nach Ausschweifungen Vorschub zu leisten? Würdest Du die Geister des Abendwindes dazu zwingen, Deiner Torheit und Launenhaftigkeit dienlich zu sein? Wisse, daß Du mit solchen Wünschen nur die Schwachen, und nicht die Starken, anziehen kannst, und in diesem Falle werden sie Macht über Dich erhalten.
  22. In wahrer Religion gibt es keine Sekte, deshalb gib darauf acht, daß Du den Namen, unter dem ein Anderer seinen Gott kennt, nicht lästerst; denn wenn Du dies mit Jupiter tust, wirst Du יהוה lästern, und wenn Du es mit Osiris tust, יהשוה. Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan!

LIBER B
VEL MAGI
SUB FIGURA I

A∴A∴ Veröffentlichung in Klasse A

  1. Eins ist der Magus; zwei Seine Kräfte; vier Seine Waffen. Dies sind die sieben Geister der Unrechtschaffenheit; sieben Geier des Bösen. Also ist die Kunst und das Handwerk des Magus nur Blendwerk. Wie soll Er Sich Selbst zerstören ?
  1. Doch hat der Magus Kraft über die Mutter sowohl direkt wie durch Liebe. Und der Magus ist Liebe, und er bindet in Seiner Beschwörung Jenes und Dieses zusammen.
  2. Zu Anfang spricht der Magus die Wahrheit, und schickt Illusion und Falschheit hinaus, die Seele zu versklaven. Doch darin liegt das Mysterium der Erlösung.
  3. Durch Seine Weisheit schuf Er die Welten: das Wort, das Gott ist, ist niemand anders als Er.
  4. Wie dann soll Er Seine Rede durch Stille enden? Denn er ist Rede.
  5. Er ist der Erste und der Letzte. Wie soll Er aufhören, Sich Selbst zu zählen?
  6. Von einem Magus ist dies Geschriebene bekanntgegeben durch das Gehirn eines Magisters. Der eine spricht es klar aus, der andere versteht; doch das Wort ist Falschheit und das Verstehen Dunkelheit. Und dies Gesagte ist Von Aller Wahrheit.
  7. Dennoch ist es geschrieben; denn es mag einmal Zeiten der Dunkelheit geben, und dies sei wie eine Lampe darinnen.
  8. Mit dem Stabe erschafft Er.
  9. Mit der Schale bewahrt Er.
  10. Mit dem Dolche zerstört Er.
  11. Mit der Münze erlöst Er.
  12. Seine Waffen vollziehen einen Kreis; und auf Welcher Achse dieser sich dreht, ist Ihm nicht bekannt.
  13. Mit all diesen Handlungen muß Er aufhören, ehe der Fluch Seines Grades von Ihm genommen wird. Ehe Er Das erreicht, das ohne Form existiert.
  14. Und falls Er sich zu jener Zeit als ein Mensch auf Erden manifestiert hat, und deshalb existiert dies Geschriebene, so soll dies Seine Methode sein, auf daß der Fluch Seines Grades, und die Last des von Ihm Erreichten von ihm genommen seien.
  15. Er soll sich hüten, von Handlung Abstand zu nehmen. Denn der Fluch Seines Grades ist, daß er Wahrheit aussprechen muß, auf daß die Falschheit davon die Seelen der Menschen versklaven mag. Er soll dies dann aussprechen ohne Furcht, auf daß das Gesetz erfüllt werde. Und gemäß Seiner Wirklichen Natur wird dieses Gesetz geformt sein, so daß der eine Freundlichkeit und Ruhe verkünden wird, der ist ein Hindu; der andere Heftigkeit und Unterwürfigkeit, der ist ein Jude; und noch ein anderer Verlangen und Männlichkeit, der ist ein Araber. Doch berührt dies das Mysterium der Inkarnation und soll hier nicht verkündet werden.
  16. Nun lehrt der Grad des Magisters das Mysterium des Leidens, und der Grad eines Magus das Mysterium des Wechsels, und der Grad eines Ipsissimus das Mysterium der Selbstlosigkeit, welches auch genannt wird das Mysterium Pans.
  17. Dann soll der Magus jedes abwechselnd betrachten, indem er es bis zur letzten Kraft der Unendlichkeit erhebt. Worinnen Leiden Freude ist, Wechsel Stabilität, Selbstlosigkeit das Selbst. Denn das Wechselspiel zwischen den Teilen hat keinen Einfluß auf das Ganze. Und diese Betrachtung soll nicht durch einfache Meditation ausgeführt werden - wieviel weniger durch den Verstand! - sondern durch die Methode, die Ihm mit Seiner Initiation in diesen Grad gegeben sein wird.
  18. Dieser Methode folgend soll es einfach für Ihn sein, die Dreiheit aus ihren Elementen zu verbinden, und weiter Sat-Chit-Ananda zu verbinden, sowie Licht, Liebe, Leben — drei mal drei in neun, die eins sind, wobei der Meditationserfolg Das sein soll, was Ihm zuerst angedeutet wurde beim Grad des Practicus (der Merkur in die niedrigste Welt reflektiert) in Liber XXVII: "Hier ist das Nichts unter seinen drei Formen."
  19. Und dies ist die Öffnung des Grades eines Ipsissimus, und von den Buddhisten wird es genannt die Trance Nerodha-Samapatti.
  20. l9. Und Kummer, Kummer, Kummer, ja Kummer, und wieder Kummer, Kummer, Kummer, sieben Mal sei sein, der nicht Sein Gesetz den Menschen predigt!
  21. Und Kummer auch Ihm, der zurückweist den Fluch des Grades eines Magus, und die Last des damit Erreichten.
  22. Und mit dem Wort CHAOS sei das Buch versiegelt; ja, sei das Buch versiegelt.



LIBER II
Die Botschaft des Meister Therion

A∴A∴ Veröffentlichung in Klasse E

„Es gibt kein Gesetz über: Tue was du willst.“

„Das Wort des Gesetzes ist Θελημα.“

Θελημα – Thelema – bedeutet Wille.

Der Schlüssel zu dieser Botschaft ist – Wille. Der erste deutliche Sinn dieses Gesetzes wird durch Antithese bestätigt: „Das Wort der Sünde ist Beschränkung.“

Wiederum: „Du hast kein Recht als deinen Willen zu tun. Tue ihn und kein anderer soll nein sagen. Für den reinen Willen, unbesänftigt von Zweck, befreit von Lust nach Erfolg, ist jeder Weg vollkommen.“

Beachte dies sorgsam; es scheint die Theorie in sich zu begreifen, dass, wenn jeder Mann und jedes Weib seinen Willen täte – den wahren Willen – es keine Reibung gäbe. „Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern“, und jeder Stern bewegt sich in einer festgelegten Bahn ohne Einmischung. Es ist reichlich Raum für alle; nur Unordnung schafft Verwirrung.

Nach diesen Erwägungen sollte es klar sein, dass „Tue was du willst“ nicht bedeutet „Tue was dir beliebt“. Es ist die Apotheose der Freiheit; es ist aber auch die strengstmögliche Bindung.

Tue was du willst – tue nichts weiter. Lasse nichts dich von diesem harten und heiligen Werke abbringen. Freiheit ist, absolut deinen Willen zu tun; aber versuche irgend etwas anderes, und augenblicklich müssen Hindernisse auftreten. Jede Handlung, die nicht in der Linie dieser Bahn liegt, ist irrig, eine Hinderung. Der Wille muss nicht zwei sein, sondern eins.

Beachte weiter, dass dieser Wille nicht allein rein sein muss, das heisst einfach, wie oben erklärt, sondern auch „unbesänftigt von Zweck“. Bei diesem seltsamen Satze müssen wir eine Pause machen. Er kann bedeuten, dass jeder Zweck im Willen ihn dämpfen würde; es ist klar, dass die „Lust nach Erfolg“ etwas ist, wovon er befreit sein muss.

Aber der Satz kann auch gedeutet werden, als sei zu lesen „mit unbesänftigtem Zwecke“ – d.i. mit unermüdlicher Energie. Der Begriff ist also der einer ewigen Bewegung, unendlich und unveränderlich. Es ist Nirvana, nur dynamisch, statt statisch – und das kommt am Ende auf dasselbe heraus.

Die klare praktische Arbeit für den Magier ist also zu entdecken, was sein wirklicher Wille eigentlich ist, sodass er ihn auf diese Weise tun kann, und er kann dies am besten vollbringen durch die Übungen des Liber Thisarb oder der anderen, wie sie von Zeit zu Zeit bekannt gemacht werden.

Es sollte nun für jeden vollkommen einfach sein die Botschaft des Meisters Therion zu verstehen.

Du musst
1) herausfinden, was dein Wille ist.
2) Diesen Willen tun mit
a) Schärfe,
b) Gelassenheit,
c) Frieden.

Dann, und nur dann allein, bist du in Harmonie mit der Bewegung der Dinge, dann ist dein Wille ein Teil des, und daher ebenbürtig dem Willen Gottes. Und da der Wille nur der dynamische Aspekt des Selbstes ist und da zwei verschiedene Selbste keinen identischen Willen besitzen könnten; dann gilt, wenn dein Wille Gottes Wille ist: DU BIST DAS.

Es bleibt nur noch ein Wort zu erklären. Anderwärts steht geschrieben – sicherlich zu unserer grossen Erleichterung – „Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen.“

Dies ist in der Bedeutung aufzufassen, dass, wenn auch Wille das Gesetz ist, die Natur jenes Willens Liebe ist. Aber diese Liebe ist sozusagen ein Nebenprodukt jenes Willens; sie widerspricht jenem Willen nicht oder hebt ihn nicht auf; und wenn ein scheinbarer Widerspruch in irgend einer Krise entstehen sollte, so ist es der Wille, der uns richtig leiten wird. Siehe, während im Buche des Gesetzes viel von Liebe handelt, so steht dort doch nichts von Sentimentalität. Der Haß selbst ist fast wie die Liebe! Kämpfen ist höchst sicherlich Liebe! „Wie Brüder kämpfet!“ Und alle männlichen Rassen der Welt verstehen dies. Die Liebe des Liber Legis ist immer kühn, männlich, sogar wild. Es gibt eine Zartheit, aber es ist die Zartheit der Kraft. Mächtig und schrecklich und glorreich, wie sie jedoch ist, so ist sie doch der Wimpel an der heiligen Lanze des Willens, die damascierte Inschrift auf den Schwerten der Ritter-Mönche von Θελημα.

Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen.